Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nicht lokalisiert, sondern zieht globale Kreise. Sanktionen, Embargoes und andere restriktive Massnahmen, aber auch die hohe internationale Handels- und Investitionsvernetzung beider Staaten, machen die Effekte dieser kriegerischen Auseinandersetzung, zum Beispiel durch die Beeinträchtigung oder vollständige Unterbrechung von Lieferketten, weltweit spürbar. Wirtschaftsmediation hilft in Krisenzeiten.
Viele Fragen, viel Unsicherheit: Wirtschaftsmediation hilft mit Antworten und Sicherheit
Deutschland ist eines der Länder, welches diese Effekte voll zu spüren bekommt. Viele Unternehmen in Deutschland sind alarmiert. Eine vorrangige Sorge gilt dabei der Energieversorgung. Was passiert, wenn das Embargo für Russisches Gas doch kommt? Wie werden existierende Gaslieferverträge noch erfüllt, zumindest teilweise? Kann ich meinen Energieversorger auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung des Vertrages verklagen? Wie wirken sich mögliche force majeure, Sanktions- und Haftungsbeschränkungsklauseln in den Energielieferverträgen aus? Decken sie die Nichterfüllung des Vertrages? Und da viele dieser Energielieferverträge internationalen Charakter haben werden, werden auch Fragen nach dem anwendbaren Recht und einer späteren Durchsetzung schiedsgerichtlich oder gerichtlich festgestellter Ansprüche, zu beantworten sein.
Die Konstellation ist für Unternehmen und Energieversorger brisant. Die Risiken von Rechtsstreitigkeiten sind hoch, komplex und schwer überschaubar. Es gibt viel Unsicherheit, bekannt als “Gift” für Handel und Investitionen. Sicher ist allerdings, das Rechtsstreitigkeiten durchaus die langjährigen, meist guten und auch profitablen Beziehungen zwischen den Parteien beschädigen oder sogar vollständig zerstören können. Auch der gute Ruf vieler Unternehmen steht auf dem Spiel.
Da jedoch anzunehmen ist, das den Parteien an der Weiterführung ihrer Beziehung gelegen ist, und diese ihre gute Reputation schützen wollen, sollten Parteien gerade nun Ansätze nutzen, welche auf langfristige, nachhaltige Lösungen zur Bewältigung der momentan existierenden Herausforderungen abzielen. Diese existieren — und Wirtschaftsmediation ist ein Ansatz, der hier ernsthaft erwogen werden sollte.
Wirtschaftsmediation hilft durch Flexibilität, Lösungsorientiertheit, Vertraulichkeit
Mediation ist ein interessen-orientierter Konfliktlösungsprozess bei dem ein:e neutrale:r, unabhängige:r Dritte:r (Mediator:In) den Partien hilft, eigenverantwortlich und autonom Lösungen zu entwickeln, welche den Konflikt beilegen. Eine Stärke der Mediation ist, das sie auf die weitergehende Kommunikation zwischen den Parteien abzielt, und die bereits existierende Beziehung mit Verständnis und Vertrauen wieder herstellt und / oder weiter fördert.
Diese Besonderheit führt zum einen dazu, dass die Parteien kreativ Lösungsoptionen und -ansätze für ihre spezifische Herausforderung teilen und erörtern können. Zum anderen, und weiter gestärkt von der strengen gesetzlichen und vertraglichen Vertraulichkeit der Mediation, führt es auch dazu, dass die Parteien sich frei und ohne Angst davor, dass Information, welche in der Mediation geteilt oder entwickelt wurde, in späteren Schiedsgericht- oder Gerichtsverfahren nachteilig ausgenutzt werden kann, im Rahmen der Mediation austauschen können. Die Vertraulichkeit umfasst darüber hinaus auch die Existenz der Mediation, welches Parteien vor der Schädigung ihrer Reputation schützen kann.
Der Mediationsprozess selber ist dabei äusserst flexibel und kann von den Parteien, oft in Kollaboration mit dem:r Mediator:In, zur Lösung der Herausforderung angepasst werden. Denkbar sind hier vor allem längerfristig angelegte, mehrstufige Prozesse denkbar, welche die Kommunikation zwischen den Parteien aufrecht erhält und ihnen erlaubt, sich auch auf neue Entwicklungen sofort, effizient und nachhaltig einzustellen. Auch die Nutzung der Mediation im Rahmen eines Streitbeilegungsausschuss oder “Dispute Board”, welcher aus grossen Bauvorhaben bekannt ist, würde sich hier transaktionsbegleitend mehr als anbieten.
Wirtschaftsmediation zur Rettung wertvoller Handels- und Investitionsbeziehungen
In der momentan brisanten Situation, welche in ernsten und komplexen Schwierigkeiten für Unternehmen und ihre Energieversorger münden kann, ist gute, strukturierte und fazilitierte Kommunikation, welche ein pro-aktives Management der Situation erlaubt, essentiell. Wirtschaftsmediation hilft in Krisenzeiten und nimmt, als Teil eines “best practice”, angemessenen und umfänglichen Risikomanagment in Unternehmen (Enterprise Risk Management or ERM), eine klar vorrangige Stellung ein. Parteien sollten diesen Konfliktlösungsprozess vorrangig wählen, nicht nur aus Kostengründen, sondern vor allem, um ihre wertvollen Handels- und Investitionsbeziehungen zu retten.